koran 2024

alles über den koran

Die Historiker sind sich über den Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.) anders als seinem Geburtstag bzw. Todestag nicht ganz einig. Die schiitischen Experten sind sich fast alle darüber einig, dass der hl. Prophet (s.) am 27. des Monats Radjab seine Mission erhielt, dass sein Auftrag an jenem Tag begann. Sunnitische Experten sind hingegen der Meinung, dass der große Anführer des Islams im Monat Ramadan diesen wichtigen Titel erlangte; dass der Erhabene an diesem segenreichen Monat für die Rechtleitung der Menschen durch den Gott der Welten auserwählt und zum Propheten ernannt wurde.

Da die Schiiten sich als Nachfolger der Familie des hl. Propheten (s.) betrachten und gemäß der Überlieferung der Thaqalain die Worte ihrer Anführer aus jeder Hinsicht und endgültig als korrekt erachten, so basieren sie ihre Überzeugung auf den Worten der Ahlulbait (a.s.), wie sie überliefert worden sind und sie erreicht haben. Die Sprösslinge des hl. Propheten (s.) sagen, dass ihr Edelmutiger Vater im Monat Radjab, und zwar am 27. des Monats auserwählt wurde. Ein solcher Hintergrund erlaubt es ihnen nicht, jemals an diesen Worten zu zweifeln. Der Qur’an selbst bezeugt übrigens auch, dass seine Verse im Monat Ramadan offenbart worden sind. Da der Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.) der Tag ist, an dem die Offenbarung des hl. Qur’ans angefangen hat und im selben Monat ist, an dem der Qur’an offenbart wurde, schließt man daraus, dass es sich um den Monat Ramadan handelt. Folgende Verse bezeugen, dass der hl. Qur’an im segenreichen Monat des Ramadan offenbart worden ist.

„Der Monat Ramadan ist es, in dem der Qur`an als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist…“[1]

„Bei dem deutlichen Buch! Wahrlich, Wir haben es in einer gesegneten Nacht herabgesandt…“[2]

„Wahrlich, Wir haben ihn [den Qur`an] herabgesandt in der Nacht von Al-Qadr.“[3]

Die Argumente schiitischer Wissenschaftler

Schiitische Tradenten und Exegeten argumentieren auf verschiedene Arten und erläutern ihre Argumente wie folgt:

Das erste Argument

Die eben erwähnten Verse bezeugen lediglich, dass der hl. Qur’an im segenreichen Monat des Ramadan und an einem Abend, nämlich dem Abend von Al-Qadr offenbart worden ist, besagen aber nichts über den Ort der Offenbarung und auch nicht, dass sie an jenem Abend dem Herz des hl. Propheten (s.) eingegeben worden sind. Es kann sogar sein, dass der Qur’an auf mehrere Arten offenbart worden ist, und dass die allmähliche Offenbarung dem hl. Propheten (s.) nur eine dieser Offenbarungen ist. Eine weitere Offenbarung ist die vollständige, nämlich direkt von der Universalseele in das instandgehaltene Haus, in die Ka’ba.[4]

Es spricht somit nichts dagegen, dass am 27. des Monats Radjab nur einige Verse der Sure Al-Alaq dem hl. Propheten (s.) offenbart worden sind und dass der gesamte Qur’an im Monat Ramadan von einer Position, die man die ‚wohlbewahrte Tafel‘ nennt einer anderen Position, welche in Überlieferungen ‚das instandgehaltene Haus‘ genannt wird, offenbart worden ist.

Der Vers „Bei dem deutlichen Buch! Wahrlich, Wir haben es in einer gesegneten Nacht herabgesandt“ bestätigt dies. „Es“ steht hier für das Buch, welches als ganze in der Nacht des Al-Qadr herabgesandt wurde. Es kann sich hier nur um eine andere Offenbarung handeln als jene, die am Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.) stattfand, weil an jenem Tag nur wenige Verse offenbart worden sind.

Kurzum haben die Verse, die besagen, dass der hl. Qur’an in der gesegneten Nacht des Al-Qadr offenbart worden ist nicht zu bedeuten, dass der Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.), an welchem ja nur wenige Qur’anverse offenbart wurden, auch im Monat des Ramadan liegt. Diese Verse besagen nämlich, dass das ganze Buch des Qur’ans in jenem Monat offenbart worden ist und nicht nur wenige Verse, wie am Tag der Aussendung des hl. Propheten. So besteht die Möglichkeit, dass mit der gesammelten Herabkunft des hl. Qur’ans die Offenbarung seiner Gesamtheit im Monat Ramadan, und zwar von der wohlbewahrten Tafel zum instandgehaltenen Haus gemeint ist. Schiitische und sunnitische Experten weisen diesbezüglich auf verschiedene Überlieferungen hin, insbesondere Muhammad Abdulazim, Professor an der Al-Azhar Universität hat diese ausführlich in seinem Werk wiedergegeben.[5]

Das zweite Argument

Die logischste Antwort, die bislang von Wissenschaftlern geäußert wurde, ist dieses zweite Argument. Der große Meister Tabatabaei hat sich in seinem wertvollen Werk[6] mit diesem Argument befasst, welches zusammengefasst etwa folgendes Aussagt:

Dass der Qur’an sagt, wir haben ihn im Monat Ramadan offenbart, bedeutet dass die Wahrheit des Qur’ans dem Herzen des hl. Propheten (s.) übergeben wurde, weil der Qur’an zwar allmählich offenbart wurde, aber auch über eine vollkommene Wahrheit besitzt, mit der der hl. Prophet (s.) an einem bestimmten Abend erleuchtet wurde.

Da der hl. Prophet (s.) sich nun über die Gesamtheit des hl. Qur’ans bewusst war, erhielt er die Anweisung, damit nicht zu eilen, bis die Anweisung dessen allmählicher Offenbarung gegeben wird: „Und überhaste dich nicht mit dem Qur`an, ehe seine Offenbarung dir nicht vollständig zuteil geworden ist“[7]

Kurzum besagt dieses Argument, dass der Qur’an eine gesammelte, vom Verstand begreifbare Bedeutung hat, die mit einem Mal im Monat Ramadan offenbart wurde und auch eine allmählich entstandene Existenz, die mit dem Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.) begann und bis ans Lebensende des hl. Propheten (s.) allmählich offenbart wurde.

Das dritte Argument

Die Aussendung des hl. Propheten (s.) war nicht mit der Offenbarung des hl. Qur’ans konkurrierend.

Wie bereits während der Definition der verschiedenen Arten der Offenbarung gesagt wurde, hat die Offenbarung verschiedene Stufen wovon die erste dem hl. Propheten (s.) gegeben wurde, die Rede ist hier von wahrhaftigen Träumen. Eine weitere Stufe davon ist, eine Stimme aus dem Verborgenen und aus dem Himmel zu hören, ohne dass ein Engelswesen erscheint. Die letzte Stufe der Offenbarung besteht daraus, dass ein Engelswesen erscheint und den Empfänger der Offenbarung mit den Wahrheiten der Existenz erleuchtet.

Die menschliche Seele ist nicht dazu imstande, die erste Stufe der Offenbarung zu verkraften, so muss er sie allmählich empfangen. Daraus schließen wir, dass der hl. Prophet (s.) am Tag der Aussendung (am 27.) und für eine Zeit lang danach, lediglich den himmlischen Ruf gehört hat, der ihm sagte, dass er der Auserwählte Gottes ist und dass an jenem Tag kein Vers offenbart wurde, sondern dass die allmähliche Offenbarung des hl. Qur’ans erst nach einiger Zeit und im Monat Ramadan begonnen hat.

Kurzgefasst besagt dieses Argument, dass die Aussendung des hl. Propheten im Monat Radjab nicht voraussetzt, dass auch der Qur’an im selben Monat offenbart wurde. Es ist daher gänzlich vertretbar, dass der hl. Prophet (s.) m Monat Radjab ausgesandt wurde, während der Qur’an im Ramadan desselben Jahres offenbart wurde.

Dieses Argument mag im Widerspruch mit vielen historischen Texten stehen (die Historiker sagen ganz eindeutig, dass einige Verse der Sure Al-Alaq am Tag der Aussendung des hl. Propheten (s.) offenbart wurden), doch es gibt auch Überlieferungen, die lediglich bestätigen, dass der hl. Prophet (s.) die Stimme aus dem Verborgenen erhört hat und nichts davon erwähnen, dass der Qur’an oder auch nur einige Verse davon an jenem Tag offenbart wurden. Es wird nur so beschrieben, dass der hl. Prophet (s.) an jenem Tag ein Engelswesen gesehen hat, dass zu ihm sprach: „O Muhammad, wahrlich, Du bist der Prophet Allahs“ und in anderen Überlieferungen heißt es, dass der Edelmutige das Engelswesen lediglich gehört, jedoch nicht gesehen hat. Eine ausführlichere Erklärung lässt sich im Werk „Bihar ul Anwar“ nachschlagen.[8]

 


[1]2:185

[2]44:2-3

[3]97:1

[4] Um näheres über die ‚wohlbewahrte Tafel‘ bzw. das ‚instandgehaltene Haus‘ zu erfahren, wenden Sie sich an die exegetischen Werke.

[5] Manahil Al-Irfan fi Oloum Al-Qur’an, Band 1, S. 37

[6] Al-Mizan, Band 2, S. 14-16

[7]20:114

[8]Die Lichtermeere, Band 18, Seiten 184, 190, 193, 253; Kafi, Band 2, S. 460; Die Ayaschi Exegese, Band 1, S. 80 – Dieses Argument widerspricht sich mit dem, was im Werk des Tradenten Bokhari erwähnt wird, nämlich dass die Aussendung des hl. Propheten (s.) gleichzeitig mit der Offenbarung der Sure Al-Alaq geschah.

Quellen: Der Glanz der Ewigkeit, Band 1 (Djafar Subhani)

Bezüglich der Reihenfolge der Suren sind Überlieferungen vorhanden, die von großen Experten anerkannt werden und Großteils durch Ibn Abbås überliefert worden sind. Wie z.B. eine Überlieferung, die seiner Zeit vom Schreiber Ahmad Ibn Ya’qubi, auch bekannt als Ibn Våzih Ya’qubi (gestorben 292 nach der Hedschra) erzählt wird. Dieser hat es von Muhammad Ibn Så’ib Kulbi, und er von Abi Sålih erhalten, und Abi Sålih hat es von Ibn Abbås selbst erhalten.[1]

Ein weiteres Beispiel ist eine Überlieferung, die Muhammad Ibn Is’håq Waråq, bekannt als Ibn Nadim (gestorben 385 h.q.) in seinem Buch „Al-Fihrist“ veröffentlichte.[2] Eine andere Überlieferung von Ibn Abbås erreicht uns durch einen Gelehrten des fünften Jahrhunderts nach der Hedschra, dem großen Bewahrer des Qur’ans, Ubaidullah Ibn Abdullah Ibn Ahmad, bekannt als Hakim Haskåni Neyschåburi, der das Werk „Schawåhid At-Tanzil“ verfasste. Er gab es an Abu Muhammad Mahdi ben Nazår Husseinie Qåyini, der es an seinen Schüler, Allameh Tabrasi weiter gab, der selbst eine Qur’anexegese verfasst hat. Weitere Überlieferungen erreichten uns durch das Werk „Al-Iezåh“ vom Meister Ahmad Zåhid[3], Imam Badr ed Din Zarkaschi, dem ersten Forscher in Qur’anischen Fragen (gestorben 794 h.q.) in seinem Werk „Al-Burhån fie Uloum Al-Qur’an“ (verfasst 773 h.q.), worin er sich ausführlich mit Überlieferungen bezüglich der Reihenfolge befasst und sagt: „Dies ist vom Qur’an offenbart worden, und ich lehne dies an vertrauenswürdige Überlieferungen an.“[4] Djalål ed-din Soyouti, ein großer Gelehrter seiner Zeit (gestorben 911 h.q.) überliefert in seinem bekannten Werk „Al-Atqån“ die Reihenfolge, und zitiert auch eine Ordnung, welche im Buch An-Nåsikh wal-Mansoukh von Abulhassan ben Hisår erschienen ist. Soyouti überliefert die Reihenfolge von Djåbir ibn Zaid[5], wessen Überlieferungen als Komplemente der Überlieferung von Ibn Abbås anerkannt werden.[6]

Allameh Tabrasi und andere Experten erwähnen auch, dass die Reihenfolge der Suren mit dem Zeitpunkt der Offenbarung des Anfangs jeder Sure zu tun hat. Wenn mehrere Verse einer Sure offenbart werden, und vor ihrer vollständigen Offenbarung eine oder gar mehrere Suren vollständig offenbart werden, ist bei der Reihenfolge immer noch der Zeitpunkt zu berücksichtigen, in der der Anfang der Sure offenbart worden ist. Die fünf ersten Verse der Sure Alaq z.B. wurden am Anfang des Auftrags des hl. Propheten (s.) offenbart, und der Rest erst mehrere Jahre später. Ähnliches gilt für Suren wie Al-Muddathir, Al-Muzzammil und andere. So gilt die Sure Al-Alaq als die erste Sure, die offenbart wurde, wie es von Tabrasi in seinem Werk Madjma‘ al-Bayån (Band 10, S. 405) vom Buch „Al-Iezåh“ von Ahmad Zåhid überliefert.

Die Reihenfolge der Suren wurde von Ibn Abbås überliefert. Vervollständigt wurde dies von Djåbir ibn Yazid, und korrigiert wurde dies durch mehrere, vertrauenswürdige Überlieferungen.[7]

Die Sure Al-Fåtiha kommt in dem, was Soyouti von Ibn Abbås erzählt nicht vor. Dies wurde Anhand der Überlieferungen von Djåbir ibn zaid, und auch basierend auf dem, was im Werk „die Ya’qubi Geschichte“ niedergeschrieben wurde, korrigiert. (Al-Atqån, Band 1, S. 25 und die Ya’qubi Geschichte, Band 2, S. 26).

Ausnahmsverse

Manche, damalige Experten schrieben in ihren Werken, dass Verse in manchen Suren erschienen sind, die nicht dem Ursprung der Sure entsprechen. Manche in Mekka offenbarten Suren beinhalten z.B. Verse, die in Medina offenbart worden sind und umgekehrt. Aufgrund der Empirie sind wir jedoch vom Gegenteil überzeugt, und jede in Mekka offenbarte Sure enthält nur mekkanische Verse, sowie jede medinische Sure ausschließlich medinische Verse enthält.[8] Hier werden einige Beispiele erörtert:

Beispiel 1: Es wird gesagt, dass in der Sure Al-Maeda der Vers: „Heute haben die Ungläubigen vor eurem Glauben resigniert; also fürchtet nicht sie, sondern fürchtet Mich. Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam zum Glauben erwählt“[9] dem hl. Propheten (s.) während der Arafa offenbart worden ist.[10] Diese Fehlvorstellung rührt da her, dass man den tatsächlichen Ort der Offenbarung als Kriterium für den Ursprung eines Verses sieht und davon ausgeht, dass jede in Mekka offenbarte Sure als mekkanisch zu gelten hat, selbst wenn sie nach der Hedschra des hl. Propheten (s.) offenbart worden ist. Das eigentliche Kriterium für den Ursprung der Verse ist aber die Hedschra und die Aufteilung mekkanisch/medinisch basiert darauf, ob die Sure vor oder nach der Hedschra offenbart worden ist.

Beispiel 2: Es wird gesagt, dass in der Sure Al-Tawba der Vers: „Es kommt dem Propheten und den Gläubigen nicht zu, für die Götzendiener um Verzeihung zu flehen, und wären es selbst ihre nächsten Verwandten, … Abraham war doch gewiß zärtlichen Herzens und sanftmütig“[11] beim Tod Abu Talibs in Mekka offenbart worden ist, während der hl. Prophet (s.) ihm versicherte, dass er um seine Vergebung beten wird.[12] Davon gehen nur die aus, die darauf bestehen, dass Abu Talib als Ungläubiger von der Welt gegangen ist. Es wurde jedoch von uns bewiesen, dass diese Behauptung unbegründet und einfach nur tendenziös ist. Korrekt ist, was Tabrasi in seiner Exegese veröffentlich hat, nämlich dass eine Gruppe von Muslimen nach der Eroberung von Mekka den hl. Propheten darum baten, um die Vergebung ihrer ungläubigen Väter zu beten.

Da wurde eben dieser Vers offenbart, und mahnte ausdrücklich davor ab.[13]

Beispiel 3: Man sagt, der erste Vers der Sure Yusuf sei medinisch. Djalal ed din Soyooti hält nicht viel von dieser Behauptung, doch es ist merkwürdig, dass eine Persönlichkeit wie Abu Abdullah Zandjani sie annimmt.[14] Dafür, dass dieser Vers medinisch ist, wird wie folgt argumentiert: Als die in Mekka lebenden Ungläubigen die Juden darum baten, den hl. Propheten (s.) in Medina über Joseph zu fragen, wurde dieser Vers offenbart. Tatsache ist jedoch, dass die ganze Geschichte in Mekka offenbart worden ist. Es macht keinen Sinn, dass nur der Anfang in Medina offenbart worden sein soll. Es kann natürlich auch so argumentiert werden, dass es die Juden waren, die die in Medina lebenden Ungläubigen und Polytheisten darum baten, den hl. Propheten (s.) nach der Geschichte von Joseph (a.s.) zu fragen, und dass diese Sure deswegen offenbart wurde.

 


[1] Die Geschichte von Jaqubi, Band 2, Seiten 26 und 35

[2] Ibn Alnadim, Alfihrist, d

[3] Die Tabrasi Exegese, Band 10, S. 405-406, siehe Auch Schawahid at tanzil, Band 2, ab S. 311

[4] Al-Burhan, Band 1, S. 193

[5] Djabir Ibn Zaid ist einer der berühmten Gelehrten Basras und gehört zu den größeren Nachfolgern der Gefährten des hl. Propheten (s.) Er überliefert von Ibn Abbas und Akrama. Er starb 103 nach der Hedschra. Qatada sagte an jenem Tag: „Heute ist der belesenste Mensch Iraks gestorben.“

[6] Al-Atqan, Band 1, S. 22-29

[7] Zarkaschti ordnet die Sure As-Saff nach der Sure At-Tahrim und vor der Sure Al-Jumua ein. Die Sure At-Tawba wird nach ihm vor Al-Maeda eingeordnet, welche die letzte Sure des hl. Qur’an sein soll

[8] Siehe Altamhid, Band 1, S. 169-237

[9] 5:3

[10] Tarikh Al- Qur’an, S. 27

[11] 9:113-114

[12] Sahih Bukhari, Band 2, S. 119 und Band 6, S. 87

[13] Die Tabrasi Exegese, Band 5, S. 76

[14] Siehe Al-Atqan, Band 1, S. 15 und Tarikh Al-Qur’an, S. 28

Quellen: Qur’anwissenschaften, Kenntnis, Muhammad Hådi

Der Qur’an hatte von Anfang an, vor allem was seine Abfassung und die Kalligraphie betrifft einen allmählichen Werdegang. Große Kalligraphen haben in der Ästhetik des Qur’ans und seiner Schrift eine wichtige Rolle. Der erste, der einen Schritt zur Vervollständigung des Buches und der Kalligraphie unternahm war Khålid Ibn Abi al-Hayådj, ein Gefährte von Imam Ali (a.s.), der etwa im Jahr 100 nach der Hedschra verstarb. Er war dafür bekannt, eine sehr schöne Handschrift zu haben.

Es wird gesagt, dass Sa’d, Sachwalter und Hådjib von Walid, ihn als Schreiber für Poeme und Berichte im Hof des Walid Ibn Abdulmalik (86-96 H.Q.) anheuerte. Er war es, der nach der Renovierung der Moschee des hl. Propheten (s.) in Medina durch Omar Ibn Abdulaziz, den Altar dieser Mosche mit Sure „Ash-Shams“ in Gold beschriftete. Die Renovierung wurde im Jahre 90 H.Q. abgeschlossen.[1]

Omar Ibn Abdulaziz beauftragte Khålid damit, ein Buch in derselben schönen Schrift zu schreiben. Dieser schrieb das Buch in seiner schönsten Schrift, und sein Werk wurde von Omar Ibn Abdulaziz angekommen und bewundert. Khålid verlangte jedoch eine hohe Summe für das Werk, die Omar nicht bezahlen wollte, und so gab er ihm die Schrift zurück.

Muhammad Ibn Ishåq (ibn Nadim) sagt: „Ich sah einst ein Buch mit der Schrift von Khålid ibn abi al-Hayådj, einem Gefährten von Imam Ali (a.s.). Dieses Buch befand sich in der Sammlung historischer Schriften, die Muhammad Ibn al-Hussein, auch bekannt als Ibn abi Ba’ra, der es an Abdullah Ibn Håni vererbte.“[2]

Die Kalligraphen schrieben ihre Werke noch bis ins dritte Jahrhundert nach der Hedschra in der Kufi-Schrift. Diese wurde am Anfang des vierten Jahrhunderts nach von der schönen Naskh-Schrift ersetzt. Das erste Buch in Naskh-Schrift wurde von einem angesehenen Kalligraphen Namens Muhammad Ibn Ali Ibn al-Hussein Ibn Maqala (272-328 h.q.) geschrieben. Es wird ihm nachgesagt, der erste zu sein, der Werke in Thulth- und Naskh Schriten verfasste. Er war ein Experte in Geometrie, und dieses Wissen nützte er auch, um die Form der Buchstaben zu ändern und der islamisch-arabischen Schrift eine neue, schönere Ästhetik zu verleihen.

Seine Werke sind einzigartig und bislang wurde in der islamischen Nation kein anderer Kalligraph mit seiner Expertise gesehen. Eine Menge historischer Schriften, unter anderem die Schriften, die im Haråt Museum in Afghanistan aufbewahrt werden, werden ihm zugeschrieben und es wird gesagt, er habe den Qur’an 2 Mal niedergeschrieben.[3]

Die arabische Naskh Schrift wurde im siebten Jahrhundert nach der Hedschra durch Yåghut Ibn Abdulla Muwasali (gestorben im Jahre 689 h.q.) zu ihrem Höhepunkt befördert. Dieser schrieb sieben Bücher, in verschiedenen Schriften und gilt als Vorbild anderer Kalligraphen.[4] Bis zum 11. Jahrhundert nach der Hedschra wurden alle Bücher in seinem Stil geschrieben. Im 12. Jahrhundert fanden die Ottomanen, vor allem nach der Eroberung von Ägypten durch Sultan Salim, Interesse an der Yåghut Schrift und versuchten diese weiterzuentwickeln und zu vervollständigen, und nahmen dabei persische Kalligraphen zur Hilfe. Sultan Salim versammelte alle Maler, Kalligraphen und Künstler in seiner Hauptstadt. Diese kreierten neue Stile der Schrift wie Raqa’i, Diwåni, Tuqra’i und Islåmbuli, die heute noch gebraucht werden.

Manche Ottomanische Kalligraphen wurden sehr berühmt, wie z.B. Håfiz Utman (gestorben 1110 h.q.), Seyed Abdullah Effendi (gest. 1144 h.q.), Ustad Rasim (gest. 1169 h.q.) und Abubakr Mumtåz bak Mustafå Effendi, der die Raqa’i Schrift erfand. Diese gilt als eine der simpelsten und leichtesten arabischen Schriften. Er entwarf die Regeln für diese Schrift und schrieb das erste Buch, dass je in dieser Schrift verfasst wurde. Abubakr Mumtaz Bak präsentierte diese Schrift im Jahre 1280 nach der Hedschra, zur Zeit des Sultan Abdulmadjid Khån.

Auch die Vervielfältigung der Bücher hatte – wie deren Kalligraphie – einen Werdegang, der sich über mehrere Epochen ausdehnte. Zum ersten Mal wurde der Qur’an im Jahre 950 h.q. (1543 n.Chr.) in Bandiqa gedruckt. Die höheren Instanzen der Kirchen gaben allerdings den Befehl, ihn zu vernichten. Später, im Jahre 1104 h.q. (1692 n.Chr.) befasste sich Henkelmann in Hamburg mit dem Druck des Qur’ans. Dies wurde nach ihm, im Jahre 1108 h.q. (1696 n.Chr.) von Maracchi in Pado versucht.

1200 Jahre nach der Hedschra (1785 n.Chr.) ließ Maula Utman in Petersburg den Qur’an drucken und dies gilt als der erste islamische Druck dieser heiligen Schrift. Ein ähnlicher Druck wurde in Kazan durchgeführt.

Flögel ließ einen speziellen Druck des Qur’ans im Jahre 1252 h.q. (1836 n.Chr.) in Leipzig durchführen und wurde wegen seiner simplen Abfassung sehr positiv von den Europäern empfangen. Wie alle anderen europäischen Kopien des Qur’ans, fand aber auch diese in der islamischen Welt keinen Erfolg.

Der Iran war die erste islamische Regierung, die den Qur’an erfolgreich vervielfältigen ließ. Es wurden zwei gesäubert Kopien durch Lithographie erstellt. Diese waren sehr inhaltsreich und waren mit Übersetzungen unter jeder Zeile und zahlreichen Inhaltsverzeichnissen versehen. Die erste Kopie wurde 1243 h.q. (1827 n.Chr.) in Teheran, und die zweite 1248 h.q. (1832 n.Chr.) in Täbris gedruckt. Zur selben Zeit wurde der Qur’an auch in Indien vervielfältigt.

Ab 1294 h.q. (1877 n.Chr.) druckte die Ottomanische Türkei verschiedene Kopien des Qur’ans, die, zu den schönsten und beständigsten Exemplaren des Qur’ans gehören.

Im Jahre 1323 h.q. (1905 n.Chr.) unternahm Russland einen erweiterten Druck des Qur’ans in Kufi Schrift, wovon man glaubte, dass es sich um eine der ersten Ottomanischen Schriften handelte. Dieser Qur’an hatte keinerlei Zeichensetzung, also weder Interpunktion noch über der Zeile stehende Zeichen für undehnbare Vokale. Es fehlten einige Seiten sowohl am Anfang als auch am Ende. Diese Kopie begann mit dem 8. Vers der Sure Al-Baqara: „Und manche Menschen sagen: »Wir glauben an Allah und an den Jüngsten Tag«, doch sie sind keine Gläubigen“ und endete mit dem vierten Vers der Sure Az-Zukhruf: „Und wahrlich, er ist bei Uns in der Mutterschrift hochgehoben (und) voller Weisheit.“ Dieser Qur’an wurde in Samarkand gefunden und der königlichen Bibliothek in Petersburg zur Verfügung gestellt. Das Institut für historische Werke in Tashkent hat dieses Werk in seiner ursprünglichen Form und mit denselben Eigenschaften der fünfzig weiteren Kopien fotografiert und den wichtigsten Universitäten islamischer Länder geschenkt. Eine Kopie dieses Qur’ans befindet sich in der Bibliothek der Universität von Teheran (14403CCA).

Im Jahre 1342 h.q. (1923 n.Chr.) befasste sich Ägypten mit dem Druck des Qur’ans. Die Vervielfältigung geschah durch ein Komitee des Ministeriums für religiöse Güter und unter der Aufsicht von Mashåyekh al-Azhår. Diese Kopie wurde von der islamischen Welt anerkannt und weiter vervielfältigt.

Im Jahre 1370 h.q. (1950 n.Chr.) produzierte der Irak eine sehr wertvolle Kopie des Qur’ans und auch alle anderen Länder der islamischen Welt brachten sehr schöne und wertvolle Kopien dieser himmlischen Schrift hervor, diese Tradition wird heute noch in den islamischen Ländern fortgesetzt.

Eine weitere Kopie des Qur’ans, geschrieben von einem Syrischen Kalligraphen Namens (Utman Tåhå) befindet sich auch im Umlauf, dieser Qur’an wurde in Syrien, Arabien, Iran, Libanon und anderen islamischen Ländern vervielfältigt.

Diese Kopie wird durch die Anordnung der Verse und die ordentliche Unterteilung (Hizb und den 30. Djuz‘) ausgezeichnet.[5]

 


[1] Die Geschichte nach Ya’qubi, Band 3, S. 30 und 36

[2] Alfihrist, S. 9 des ersten Artikels und S. 46 des zweiten Artikels

[3] Al khat al arabi al islami, S. 155 und al khattåt al baqdadi, S. 16

[4]Al-khat ul arabi al islami, S. 171 und Musawar al khat al arabi, S. 92

[5] Siehe auch „Der forschende Qur’an“, Khorramshåhi, Bahå ed din, S. 657

Quellen: Qur’anwissenschaften, Kenntnis, Muhammad Hådi

Vers bedeutet Zeichen, denn jeder Vers des Qur'ans ist ein Zeichen der Wahrhaftigkeit der Worte Gottes; jeder Vers beinhaltet eines der offenbarten Gesetze, eine Weisheit oder einen Ratschlag, und ist ein Argument dafür:

„Und Wir haben dir gewiß klare Zeichen herabgesandt und niemand leugnet sie außer den Frevlern.“[1]

„Dies sind die Zeichen Allahs. Wir tragen sie dir in Wahrheit vor. Und wahrlich, du bist einer der Gesandten.“[2]

„So erklärt euch Allah die Zeichen; vielleicht denkt ihr (darüber) nach.“[3]

Djåhiz sagt: „Gott hat seine Schrift – im Allgemeinen und im Detail – anders benannt, als es im Arabischen Raum üblich war, und nannte sie, in ihrer Gesamtheit, den Qur'an. Die Sammlung der Werke eines Dichters wird im Arabischen Raum ein „Diwån“ genannt. Eine Unterteilung des Qur'ans ist die Sura, wo sie in einem poetischen Werk „Qasida“ wäre, und die weitere Unterteilung ist der Vers (die „Aya“), während sie in einem Poem ein Vers (ein „Bait“) gewesen wäre. Das Ende jeden Verses ist im Qur'an ein Abstand (=“Fåsila“) und in einem Poem die sogenannte „Qåfia“.“[4]

Råqib Isfahani schreibt: „Der Begriff der 'Aya' könnte seine Wurzel im Wort 'Ay' haben: 'Ayya min Ay' bedeutet z.B. 'Was gehört zu was', doch es scheint mehr, als müsse man die Wurzel im Wort 'Tayi' suchen, was Beständigkeit bedeutet: 'Sei beständig, liebster Freund, hab Geduld und eile nicht.' Es kann auch sein, dass der Begriff von 'Awie' abstammt: 'Awie Ilaihi' bedeutet soviel wie 'suche Zuflucht bei ihm'. Auch ein hohes Gebäude wird eine 'Aya' genannt: »Errichtet ihr Bauwerke auf jeder Anhöhe, um euch zu vergnügen?«[5]

Er fährt fort: „Jeden Satz des Qur'ans, der eine Anweisung des offenbarten Gesetzes bezeugt, wird eine 'Aya' genannt. Dies kann eine ganze Sure sein, oder einer bzw. mehrere Teile einer Sure. Manchmal wird auch ein Wort Gottes, welches getrennt von anderen Aussagen offenbart wurde, eine 'Aya'. In Anlehnung darauf, sind die Verse einer Sure abzählbar und jede Sure enthält mehrere Verse.“[6]

Es sollte auch noch kurz daran erinnert werden, dass die Tatsache, dass jede Sure mehrere Verse enthält, unweigerlich wahr ist. Die kleinste Sure – Al-Kauther – hat drei Verse und die größte Sure – Al-Baqara – hat 286 Verse. Die Anzahl der Verse einer Sure wurden vom hl. Propheten (s.) bestimmt, und wurde niemals abgeändert. Darin ist eines der Wunder des Qur'ans, welches mit dem Zusammenhang der Verse zu tun hat.

 


[1]              2:99

[2]              2:252

[3]              2:266

[4]              Al-Itqån, Band 1, S. 143

[5]              26:128

[6]              Al-Mufradåt, zum Wort 'Ay'

Quellen: Qur'anwissenschaft, Kenntnis, Muhammad Hådi

Der hl. Qur’an, wie wir ihn heute lesen, wurde nicht mit einem Mal zusammengesetzt, sondern allmählich und von verschiedenen Individuen und Gruppen. Die Reihenfolge und Durchzählung der Verse jeder Sure wurden zu den Lebzeiten des hl. Propheten (s.) und mit seiner Anweisung durchgeführt. Diese Reihenfolge ist daher absolut anzuerkennen und bei der Rezitation der Suren zu berücksichtigen.

Jede Sure begann mit der Offenbarung eines Bismillah, und die Verse wurden in derselben Reihenfolge, in der sie offenbart wurden, niedergeschrieben bis das nächste Bismillah offenbart wurde. Dies war die inhärente Reihenfolge der Verse. Manchmal gab der hl. Prophet (s.) – nach einem Hinweis von Gabriel – die Anweisung, bei einem bestimmten Vers die inhärente Reihenfolge zu ignorieren und den besagte Vers in eine andere Sure zu setzen. Ein Beispiel hierfür ist der folgende Vers: „Und fürchtet den Tag, an dem ihr zu Allah zurückgebracht werdet. Dann wird jeder Seele das zurückerstattet, was sie erworben hat, und ihnen wird kein Unrecht geschehen.“[1] Es wird gesagt, dass dies einer der letzten, offenbarten Verse war, doch der hl. Prophet (s.) gab die Anweisung, sie in die 2. Sure einzusetzen, zwischen den 280. und 282. Versen einzufügen. Die Eintragung der Verse in die Suren ist also als absolut zu betrachten und geschah unter der persönlichen Aufsicht des hl. Propheten (s.), die Reihenfolge ist daher einzuhalten.

Es ist die Reihenfolge der Suren, worüber sich die Experten nicht einig sind. Morteza Alam Ul’Huda und viele andere Forscher und Zeitgenossen des Ayatollah Khuie sind der Meinung, dass der Qur’an in seiner jetzigen Komposition bereits zu Lebzeiten des hl. Propheten (s.) existiert hat. Es gab damals bereits Menschen, die den Qur’an auswendig konnten und es ist überdies sehr unwahrscheinlich, dass der hl. Prophet (s.) etwas so wichtiges offen gelassen hat, damit man es nach ihm erledigt.

Dies ist kein gültiges Argument. Den Qur’an gesammelt oder ihn gar auswendig gelernt zu haben heißt nicht unbedingt, dass die Reihenfolge bereits festgesetzt war. Auch jemand, der das bis zu jenem Tag offenbarte gesammelt und auswendig gelernt hat, fällt in die vorhin erwähnte Kategorie.

Den Qur’an auswendig zu lernen setzt nicht voraus, seine jetzige Anordnung zu kennen. Wie wichtig dies nun überhaupt ist, sei dahingestellt, weil es viel wichtiger ist, dass die Suren getrennt und voneinander unabhängig sind, damit sie nicht miteinander verwechselt werden können. Dies wurde bereits zu Lebzeiten des hl. Propheten (s.) gewährleistet. Eine Reihenfolge für die Suren zu bestimmen, bevor der Qur’an vollständig offenbart wurde, war aber nicht möglich. Solange der Edelmutige lebte, bestand die Möglichkeit, dass an jedem Moment neue Verse oder Suren offenbart werden. Erst nachdem kein Grund mehr zur der Annahme besteht, dass noch Verse offenbart werden, also nach dem Tod des hl. Propheten (s.), würden sich die Qur’anversen anordnen lassen.

Die meisten Forscher und Historiker glauben, dass die Anordnung der Suren des Qur’ans zum ersten Mal nach dem Tod des hl. Propheten (s.) geschah, und zwar zunächst durch Imam Ali (a.s.), und dann Zaid Ibn Thåbit und anderen, angesehenen Anhängern des hl. Propheten (s.). Man geht also kurzum davon aus, dass der Qur’an von den Anhängern und Gefolgen des hl. Propheten (s.) zusammengefasst wurde, und zwar nach seinem Tod, und so ist es auch in die Geschichte eingetragen worden.

Imam Ali (a.s.) war die erste Person, die sich nach dem Tod des hl. Propheten (s.) mit der Zusammenfassung des Qur’ans befasste. Den Überlieferungen nach saß der Edelmutige 6 Monate lang zu Hause bis es beendet war. Ibn Nadim sagt: „Das erste, zusammengefasste Buch stammte von Imam Ali (a.s.). Einige Seiten fehlten darin, und es wurde den Kindern von Hassan Ibn Ali (a.s.) geerbt.“[2] Muhammad Ibn Sirin überliefert von Akrama: „Am Anfang des Kalifentums von Abubakr, setzte sich Imam Ali (a.s.) zuhause nieder und fasste den Qur’an zusammen.“ Er fragte Akrama: „Hatte dieses Buch dieselbe Reihenfolge wie die anderen Bücher?“ Akrama antwortete: „Wenn sich Mensch und Dämon versammeln und versuchen, den Qur’an zusammenzufassen wie Imam Ali (a.s.) es getan hat, wird es ihnen nicht gelingen.“ Ibn Sirin setzt fort: „Ganz gleich was ich tat, um das besagte Buch zu erwerben, es gelang mir nicht.“[3] Ibn Djazi Kolbi sagt: „Hätte man das von Imam Ali (a.s.) zusammengefasste Buch gefunden, würde man viel Wissen darin finden.“[4]

Die Anordnung nach Zaid Ibn Thåbit

Der hl. Prophet (s.) gab die Anweisung, den Qur’an zusammenzufassen, damit diese Schrift nicht dasselbe Schicksal erlebt, wie das Alte Testament der Juden.[5] Imam Ali (a.s.) befolgte diese Anweisung des hl. Propheten (s.) und befasste sich mit dieser wichtigen Angelegenheit. Es bot seine Zusammenfassung an, sie wurde jedoch aus ungewissen Gründen nicht anerkannt. Der Qur’an ist aber die oberste Quelle der islamischen Gesetzgebung und das Fundament des islamischen Volkes, daher war es notwendig, dass die Kalifen der Zeit sich an die verschiedenen Schreiber der Offenbarung wenden den Qur’an zusammenzufassen, indem sie die verschiedenen Verse sammeln und anordnen, ob sie sich nun auf Stücken von Holz oder Knochen, oder in den Herzen derer befanden, die den Qur’an auswendig gelernt hatten. Es galt auch, den Verlust zu begleichen, der durch den Tod von siebzig, oder – einer anderen Erzählung nach – vierhundert Bewahrern des Qur’ans in der Schlacht von Yamåma entstanden war.[6]

So erhielt Zaid Ibn Thåbit von Abu Bakr die Anweisung, den Qur’an zusammenzufassen. Zaid erzählt:

„Abu Bakr ließ mich rufen, und sagte nach einer Beratung mit Omar – der anwesend war – zu mir: Viele Rezitatoren und Bewahrer des Qur’ans sind im Zwischenfall von Yamåma umgekommen und es besteht die Gefahr, dass noch weitere getötet werden und ein Großteil des Qur’ans damit verloren geht. Dann thematisierte er eine Zusammenfassung des Qur’ans. Wir fragten ihn, wie er denn etwas bewerkstelligen möchte, was der hl. Prophet (s.) nicht getan hat. Er antwortete: Ich sehe, dass Du ein kluger, junger Mann bist. Wir denken nichts Schlechtes von dir. Du bist der Schreiber von dem, was dem hl. Propheten (s.) offenbart wurde, so nehme Dich dieser Angelegenheit an und erledige sie richtig.“

Er setzt Fort:

„Die Verantwortung, die mir somit übertragen wurde, wog mehr als ein Berg, doch ich nahm sie an und sammelte den Qur’an, der auf Tafeln aus Holz und Stein geschrieben worden war.“[7]

Zaid’s Methode der Anordnung

Zeid befasste sich mit der Zusammenfassung des damals zerstreuten Qur’ans, und vereinte ihn in ein Buch. Er tat dies mit der Hilfe von anderen Gefährten des hl. Propheten (s.). Sein erster Schritt war ein Aufruf an alle, die etwas vom Qur’an bei sich haben. Ya’qubi sagt: „Er bildete eine Gruppe von 25 Personen.“[8] Er übernahm selbst die Führung dieser Gruppe. Jeden Tag versammelten sie sich in der Moschee und wurden von Individuen aufgesucht, die eine Sure oder einen Vers des Qur’ans bei sich hatten. Sie würden das Erhaltene allerdings nur dann als authentisch anerkennen, wenn von zwei Personen bezeugt wurde, dass dies der Fall ist. Einer dieser Zeugen müsste ein schriftliches Exemplar davon besitzen, der zweite den besagten Vers oder die besagte Sure auswendig können. Es mussten also Zeugen sein, die die Verse vom hl. Propheten (s.) selbst gehört haben. Zwei Dinge sollten dabei beachtet werden:

Von Khazima Ben Thåbit Ansåri[9] wurden die beiden letzten Versen der 9. Sure ohne weitere Zeugen anerkannt, weil der hl. Prophet (s.) bestimmt hatte, dass er so glaubwürdig sei, wie zwei Zeugen.[10]

Von Omar Bin Khattåb wurde ein Satz, von dem er sagte, es sei ein Vers, nicht anerkannt. Er konnte keine Zeugen bringen und niemand bestätigte jemals, so etwas vom hl. Propheten (s.) gehört zu haben. Omar bestand, solange er noch lebte, auf seine Behauptung und sagte stets: „Wenn die Menschen nicht sagen würden, dass Omar selbst etwas dem Qur’an hinzugefügt hat, würde ich diesen Satz zu jedem Zeitpunkt dem Qur’an hinzufügen.“

So sammelte Zaid die Verse und Suren des Qur’ans und verhinderte, dass er zerstreut bleibt oder gar verloren geht. Jede vollkommene Sure kam in einen Behälter aus Leder, bis die letzte Sure auch vervollständigt war. Er bestimmte aber keine Reihenfolge für die Suren.[11] Das entstandene Heft wurde Abu Bakr übergeben, der es an Omar weitergab. Nach Omar’s Tod, erhielt es seine Tochter. Utman borgte dieses Heft dann aus, um es mit anderen Zusammenfassungen zu vergleichen, und brachte es dann zurück. Als Omar’s Tochter starb, übernahm Marwån, der von Muåwia als Medina’s Sachwalter auserwählt worden war das Heft und ließ es zerstören.[12]

 


[1]2:281

[2]Al-Fihrist, S. 47-48

[3]Tabaghåt, Ibn Sa’d, Band 2, S. 101 und al-Isti’ab fi Håschia al’Asåba, Band 2, S. 253, al-Atqån, Band 2, S. 57

[4]Ibn Djazi Alkulbi, at-Tashil le-Oloum at-Tanzil, Band 1, S. 4 und siehe auch Tamhid, Band 2, S. 288 und S. 292-296

[5]Tafsir Qumi, S. 745

[6]Fath al-Båri, Band 7, S. 447 – in jenem Ereignis waren, nach der Geschichte von Tabari, Band 2, S. 516, 360 Siedler und Gefährten aus Medina, 300 Siedler von außerhalb Medinas und 300 Gefolgen ums Leben gekommen.

[7]Sahih Bukhåri, Band 6, S. 225 und Masåhif Sadjiståni, S. 6 und Ibn Athir, Alkåmil fi at-Tårikh, Band 2, S. 247 und Band 3, S. 56 und al-Burhån, Band 1, S. 233

[8] Geschichte nach Ya’qubi, Band 2, S. 113

[9] Khazima Bin Thåbit Ansåri wurde als „der doppelt bezeugende“ bekannt. Er war in allen Schlachten des hl. Propheten (s.) anwesend, ein Freund von Imam Ali (a.s.) war und ihn sehr liebte. Er war in den Geschehnissen von Saffain und Djamal anwesend und war derjenige, der die berühmte Überlieferung in Saffain vermittelte: „Ammår wird von Unterdrückern ermordet werden“. Als der hl. Prophet (s.) ein Pferd erworben hatte, bezeugte dieser zugunsten des Edelmutigen, einzig und allein weil es der hl. Prophet (s.) war, der herausgefordert wurde und er wusste, dass dieser immer Recht behält. So ließ der Edelmutige seine Aussage der von zwei Zeugen gleichwertig sein. Asad al-Qåba, Band 2, S. 114

[10]Masåhif Sadjiståni, S. 6-9, Sahih Bukhåri, Band 6, S. 225

[11] Ibn Kathir al-Qarschi al-Damishqi, Tafsir Ibn Kathir, Band 1, S. 261 und Al-Burhån, Band 2, S. 35 und Al-Atqån, Band 1, Ss. 58 und Fath al-Båri, Band 9, S. 16 und Zarqåni, Manåhil al-Irfån, S. 254 und Ahmad Amin Misri, Fadjr ul Islåm, S. 195

[12] Ibn Hadjar Ghastalåni, Irschåd Al Såri fi scharh al Bukhåri, Band 7, S. 429 u. At-tamhied, Band 1, S. 300

Quellen: Qur’anwissenschaft, Kenntnis, Muhammad Hådi